Zink, alleine dieses Zauberwort hätte vor einigen Jahren noch einen Schauder über meinen Rücken laufen lassen; stand es doch immer als Unheils Bringer beim Gießen von Bleigeschossen. Und auch heute stimmt die Aussage, dass Zink in einer Bleilegierung dafür sorgt, dass das Gießen von Geschossen unmöglich wird. Nimmt man allerdings Zink alleine, so lassen sich mit ein wenig Geschick sehr schöne bleifreie Geschosse für die Jagd und auch den Sportschützen gießen.
Jäger haben schon seit einigen Jahren mehr und mehr Erfahrung mit bleifreien Geschossen gesammelt. Bei Sportschützen hält sich dies jedoch aktuell noch sehr in Grenzen. Da aber seitens der EU immer mehr in Richtung Verbannung von bleihaltigen Produkten forciert wird, ist es nur eine Frage der Zeit, wann wir Sportschützen ebenfalls auf bleifreie Alternativen zurückgreifen müssen.
Dies ist, zumindest nach aktuellen Stand, ein erheblicher Kostenfaktor, wenn man seine Munition kaufen muss. Den Jäger stört es in der Regel weniger, ob die Schachtel Langwaffenpatronen nun 10,- € mehr oder weniger kosten, da der Jahresverbrauch im Regelfall sehr überschaulich ist. Beim Sportschützen reden wir aber über richtig viel Geld. Wenn wir für eine Schachtel 9mm Luger nun statt 12,- € künftig vielleicht 25,- € zahlen müssen, bedeutet dies eine deutliche Einschränkung des Trainings….zumindest für die meisten von uns.
Um auch künftig ausreichend trainieren zu können und nicht erst bei einem Verbot nach Alternativen suchen zu müssen, wollte ich mich bereits jetzt mit bezahlbaren Varianten auseinandersetzen. Wichtig war dabei neben dem Kostenfaktor natürlich auch der Herstellungsprozess. Eine CNC Drehbank anzuschaffen um Geschosse drehen zu können war jetzt nicht wirklich drin. Also befasste ich mich mit dem Gießen bzw. der Gießbarkeit von diversen Materialien.
Von der Machbarkeit sowie den Kosten fiel die Wahl natürlich zuerst auf Zink. Dieser Werkstoff ist in ausreichenden Mengen in Form von alten Auswuchtgewichten verfügbar. Ähnlich wie früher bei der Beschaffung von Altblei kommen hier KFZ-Werkstätten und der Schrotthandel als potentielle Quellen in Frage.
Auch die Ausrüstung und die bereits verinnerlichten Herstellungsverfahren sind zumindest teilweise bereits vorhanden…teilweise, weil man beim Gießen von Zink noch einige Dinge beachten sollte. So muss z.B. der Schmelztopf die nötige Schmelztemperatur von mindestens 419,5° C erreichen, um Zink gießen zu können. Außerdem sollte der Schmelztopf einen Tiegel aus schwerem Gusseisen oder Edelstahl vorweisen können, da Zink moderne Schmelzöfen bzw. deren dünnen Blech-Tiegel innerhalb kürzester Zeit zerfrisst. Gleiches gilt übrigens auch für Aluminium. Die so geliebten Alu-Kokillen können also nicht verwendet werden. Statt dessen sollte man Stahl- oder Messing-Kokillen nutzen.
Beim Gießen selbst muss die Temperatur der Schmelze sowie die Temperatur der Kokille recht hoch gehalten werden, da es sonst immens schwer wird, das Abscherblech der Kokille zu öffnen. Im nachfolgenden Video könnt ihr sehen, wie schwer dieser Vorgang trotz vorwärmen der Kokille anfänglich ist. Ist jedoch die benötigte Temperatur erreicht, lassen sich die Zinkgeschosse so einfach gießen, wie man es von Bleigeschossen gewohnt ist.
Wie auch bei Bleigeschossen, lasse ich die Zinkgeschosse direkt aus der Kaverne in einen Eimer mit kalten Wasser fallen. Bei der Verwendung von Bleigeschossen wird damit eine Härtung der Geschosse angestrebt…bei Zinkgeschossen soll der Diameter der Geschosse dadurch etwas schrumpfen, um hinterher das Kalibrieren der Geschosse leichter zu machen. Zink ist zwar selbst-schmierend auf Stahl, aber auch deutlich härter als Bleigeschosse. Um jetzt nicht zu viel Kraft beim Kalibrieren aufwenden zu müssen, empfiehlt es sich „Wasser-Eimer-Methode“ anzuwenden.
Auffällig war, dass die fertigen Zinkgeschosse alle samt sehr gut ausgefüllt waren, was bei Bleigeschossen nicht immer der Fall ist. Rein optisch sind die Geschosse erst einmal vielversprechend. Nun werden es die künftigen Tests zeigen, ob diese dann auch gut fliegen. Sie sind deutlich leichter als ihr Pendant aus Blei. In meinem Fall wiegen die Geschosse nur 93 Grain, wenn Sie mit einer 147 Grain (Bleilegierung) Kokille gegossen wurden. Gerade als Sportschütze muss man also künftig extrem darauf achten, ob man mit diesen bleifreien Alternativen überhaupt den benötigten Faktor erreicht. Oder aber unsere Schießsportverbände passen die Regularien dann entsprechend an.
Hier jetzt noch das Video über meinen ersten Versuch, Zinkgeschosse zu gießen…